Interview mit Nora Sternfeld

Transcript of the entire interview by Martin Krenn with Nora Sternfeld, Node Gallery Aarhus, 30 Oct. 2014 (German)

 

Krenn: Beginnen wir unser Gespräch mit dem Begriff des Möglichen. Du beziehst dich auch häufig in deinen Texten darauf. Welche Perspektiven eröffnet dieser Begriff im Zusammenhang mit einer politischen künstlerischer Praxis?

Sternfeld: Ich interessiere mich ja für post-repräsentative Strategien, das heißt, ich beschäftige mich mit der Frage, was über Repräsentation hinaus, vielleicht auch gegen Repräsentation, oder innerhalb des Selbstverständnisses von Repräsentation, überhaupt in Museen oder Ausstellungen passieren kann. Ich glaube, dass Repräsentation gerade dort herausgefordert wird, wo nicht schon vorher klar ist, was passieren soll. Da bewegen wir uns in diesem Bereich des Möglichen. Wie ja auch bei unserem Gespräch, das nicht detailliert vorbereitet werden sollte und konnte.  Ich versuche mit dir in diesem Gespräch wohin zu kommen, und nicht schon vorher zu wissen, wo das sein wird. Das meiste, das im Ausstellungsbetrieb stattfindet, ist ja Repräsentation. Wie kann es da gelingen Repräsentation hinter sich zu lassen und einen Möglichkeitsraum zu eröffnen?

Die andere Sache ist, dass wir uns ja beide fragen, was man überhaupt machen kann? Vielleicht kann man ja nicht viel machen. Was machbar ist, ist zumindest das Mögliche zu verschieben. Ich wünsche mir auch, dass das was ist verschoben wird. Aber ich glaube, dass in Ausstellungen sehr viel festgeschrieben und eingeteilt ist. Deshalb möchte ich daran arbeiten, dass dieses Festgeschriebene aufgerüttelt wird. Das glaube ich, kann nicht stattfinden, wenn ich einfach etwas anderes festschreibe, sondern, wenn etwas entsteht, in dem gemeinsam mit anderen das Festgeschriebene aufgerüttelt wird. Ich begegne in diesem Prozess immer auch meinen eigenen Eingefahrenenheiten, weil ich eine Akteurin in diesem Feld bin, die bestimmte Interessen, Karrierismen und all das verfolgt. Da erhoffe ich mir, dass durch das Aufeinandertreffen mit anderen, die ebenfalls agitatorische Interessen haben, mir dabei geholfen wird meine Eingefahrenheiten hinter mir zu lassen. All das kann in diesem Möglichkeits-Raum stattfinden: Eine Verschiebung von dem, was wir uns vorstellen, was wir sehen, was wir sagen können, ein Eingriff in das, was man dieses mächtige hegemoniale Archiv nennen kann.

Krenn: Das heißt, der Raum des Möglichen bestünde in der Möglichkeit festgefahrene Strukturen in einer Ausstellungssituation oder einer Institution zu überwinden, also auf etwas zu zielen, das darüber hinausgehen kann; sich somit nicht mehr den Spielregeln zu unterwerfen, die festlegen, was stattfinden darf/kann/soll. Habe ich das richtig verstanden?

Sternfeld: Genau. Es geht darum, wie kuratorische und künstlerische Praxen in Situationen etwas aufbrechen können.

Krenn: Meinst du mit „etwas aufbrechen“, dass dies aus einer Situation heraus, auf eine Art und Weise, wie es von der Situation verlangt wird, passiert. Die Form des Aufbrechens der Situation wäre somit durch die Situation selbst bestimmt. Wenn wir z.B. eine typische Ausstellungs-Situation hernehmen, dann setzt sich diese aus bestimmten Elementen zusammen: Es gibt einen Raum, meist einen White Cube und eine Institution mit bestimmten Interessen, sowie eine zeitlich Ordnung, die Ausstellung beginnt mit einer Vernissage, sie ist nur zu bestimmten Öffnungszeiten zugänglich und sie endet schließlich mit einer Finnisage. Die an der Ausstellung beteiligten Personen setzen sich aus dem Personal, den BesucherInnen, den KünstlerInnen, der KuratorIn, den Kunst Vermittlerinnen usw. zusammen. Soll eine solche Struktur aufgebrochen werden, oder ist für dich etwas ganz anderes wesentlich, etwas, das außerhalb dieser Struktur und Logik liegt?

Sternfeld: Natürlich meine ich etwas, das vor allem außerhalb dieser Struktur liegt, aber was sich auch in dieser Struktur manifestiert und sedimentiert. Hauptsächlich geht es mir nicht um das, was in den Institutionen passiert, sondern es geht mir darum, dass in Institutionen überhaupt etwas passieren kann, was die Machtverhältnisse (in und außerhalb des Raums der Institution) in Frage stellt und verschiebt.

Krenn: Ginge es dann vor allem darum die Bedingung des Möglichen zu ändern? Da stellt sich die Frage, ob die Bedingungen, die dem Kunstbetrieb zugrunde liegen für ein solches Vorhaben geeignet sind? Das ist eine Frage, die ich mir selbst häufig stelle und sie ist auch nicht rhetorisch gemeint.

Sternfeld: Wie alle anderen Orte, in welchen Einteilungen gemacht und Wahrheiten festgeschrieben werden, ist auch der Kunstbetrieb ein Ort, an welchem entweder die bestehende Ordnung reproduziert, oder in Frage gestellt wird. In diesem Zusammenhang sind Bildungsorte auch ganz wichtige Orte dafür. Dazu zählen Schulen und Universitäten, aber auch Museen, Ausstellungen, bis hin zu Kirchen. Bücher sind auch solche Orte. Es müssen also nicht nur physische Orte sein, an welchen sich Leute treffen. Es kann sich auch um einen Text handeln, das ist ein Ort, die für mich sehr wichtig ist. Auf der anderen Seite kann ich persönlich nicht bei Kirchenbesetzungen mitmachen, auch wenn ich sie für wichtig halte. Für mich sind Kirchen einfach nicht so nahe.

Ich verstehe mich als educator, als denkende und als organische Intellektuelle. Es gibt in Österreich genug rassistische und antisemitische Selbstverständnisse in Institutionen, in den Medien usw…, sowie selbstverständliche Ungleichheiten, wie z.B. ein ungleiches Bildungssystem, die mich wirklich stören. Dann frage ich mich, ist meine Arbeit dafür da, um das zu legitimieren oder um es in Frage zu stellen und zu delegitimieren. Ich finde sie sollten dafür da sein, das zu delegitimieren. Ich habe aber Angst, dass ich sie trotzdem legitimiere. Schließlich profitiere ich auch bis zu einem gewissen Grad von diesen Verhältnissen, die ich bekämpfe. Ich bin  zwar von manchem ausgeschlossen, von manchem profitiere ich aber auch. Deswegen sind solche Möglichkeits-Räume für mich wichtig, vor allem, wenn sie es möglich machen, durch das Denken mit anderen, die eigenen Eingefahrenheiten zu verlassen, und Dinge zu verändern, damit sie weniger ungleich, weniger ungerecht und weniger rassistisch und weniger antisemitisch werden.

Krenn: Vielleicht gehen wir nochmal zurück zu den konkreten Orten, die du genannt hast, und die in diese Kategorie des Möglichkeits-Raums fallen würden. Das wären dann Bildungseinrichtungen, Kunstvermittlung …

Sternfeld: … Schulen, Universitäten, Museen, Ausstellungen, aber auch Medien, Bücher …

Krenn: Ist die Wahl der Orte in diesem Sinne eine rein persönliche Angelegenheit?

Sternfeld: Ja, rein persönlich … Ich glaube, ich könnte mir jetzt sehr gut vorstellen, wenn ich aus einem linkschristlichen Kontext kommen würde, dass für mich auch Kirchen Eroberungsorte sein könnten. Die würde ich dann wohl auch kritisieren wollen. Ich würde vermutlich eine antirassistische Refugee-Gruppe bei einer Kirchenbesetzung aktiv unterstützen. Die Akademie der bildenden Künste in Wien war ja dieses Jahr bei einer Kirchenbesetzung aktiv. So etwas hat also stattgefunden. Die Kirche ist aber ein Ort, an welchem ich mich persönlich überhaupt nicht wohl fühle, nicht zugehörig fühle und es ist auch kein Ort für den ich eine Zukunft sehe. Anscheinend sind die Orte, die für mich wichtig sind, schon solche, zu denen ich mich auch zugehörig fühle und wo ich auch daran glaube, dass ich etwas verändern kann. Das merke ich erst jetzt, während wir reden, dass ich nicht nur einen strategischen Zugang habe. Ich würde nicht irgendeinen Ort besetzen wollen, sondern nur einen, wo ich bereits einen Zugang habe, damit ich mich in solidarischer Weise dafür einsetzen kann, dass die Verhältnisse weniger ungerecht und ungleich werden.

Krenn: Das wird mir auch jetzt erst richtig klar. Offenbar ist die Wahl der Institution nicht von strategischen Gründen geleitet. Ausschlaggebend ist wohl vielmehr unser persönlicher Zugang. Das ist bei mir ähnlich. Ich bin durch meine frühere Arbeit an einer Wiener Alternativschule, der SchülerInnenschule, sehr geprägt. Als Schüler war ich von dem Buch über Summerhill begeistert und konnte es kaum fassen, als ich davon erfuhr, dass es in Wien auch eine Schule ohne Noten gab. Ich habe dann dort zu arbeiten begonnen und über zehn Jahre die Erfahrungen gemacht, dass Basisdemokratie und anti-autoritärer Unterricht in der Realität funktionieren können. Es handelte sich um eine Schule in welcher der Schulalltag von den Jugendlichen gestaltet wurde. Dabei konnte ich auch die konkreten Schwierigkeiten und Probleme, die sich innerhalb so eines basisdemokratischen Schulmodells ergeben, kennenlernen. Da gab es fixe Prinzipien, die sowohl das Konzept des Schulprojektes, als auch seinen Alltag bestimmten, wie zum Beispiel keine Pausenglocke, keine Zeiteinteilung von außen, oder keine Noten, auf der anderen Seite, wurde die Schule, ihr Lehrplan, ihre Organisation immer wieder – vor allem von neu hinzugekommenen Eltern – in Frage gestellt. Die Schule versuchte zwar weitgehend autonom zu sein, aber sie war natürlich trotzdem von den parallel stattfindenden gesellschaftlichen Entwicklungen im Bildungssystem und am Arbeitsmarkt abhängig.

Aber zurück zu der Wahl der Orte. Ich suche und wähle offenbar genauso wie du Orte, die mit meiner eigenen Lebensgeschichte zu tun haben.  In Bezug auf die Kirche, kann ich sagen, dass ich zwar in einem gewissen Sinne katholisch erzogen wurde, mich allerdings schon als Jugendlicher damit überhaupt nicht mehr identifizieren konnte.

Sternfeld: Hat das etwas damit zu tun, inwieweit diese Aktivismen auch gebunden an die Orte sind, in denen ich ja tatsächlich eingeschlossen bin? Ich meine nicht eingeschlossen wie im Gefängnis, (obwohl das auch ein Ort wäre, an dem Aktivismus angebracht ist). Also Orte, wo ich eben nicht ausgeschlossen bin. Dass ich mir ganz bewusst die Orte aussuche, zu denen ich doch eine gewisse Zugehörigkeit erlebe. Und die Orte, in welchen ich diese Zugehörigkeit nicht erlebe, dann auch nicht als meine Erkämpf-Orte oder Kampforte sehe. Und das ist halt jetzt die Frage, was bedeutet das? Liegen dort meine Stärken, geht es vielleicht um meinen eigenen Karrierismus? Was ich wahrscheinlich am meisten glaube ist, dass ich nichts machen könnte, dass mir nicht wichtig werden könnte, dass ich auch nicht so machen wollen würde. Egal wo ich bin komme ich an diesen Punkt, wo ich meine Solidaritäten finde und die Probleme, was drinnen thematisiert und angegriffen werden muss. Das kann ich nicht alleine machen, da meine eigene Praxis dabei mitreflektiert und eventuell verändert werden muss.

Das andere ist, dass gewisse Situationen einen entscheidenden Einfluss auf meine Entwicklung als Person genommen haben. Die ganze Sache 1999/2000, als die FPÖ, (eine rechtspopulistische Partei mit Nähe zum NS Gedankengut)Teil der österreichischen Bundesregierung geworden ist, das hat mein Leben komplett verändert.

Krenn: Die interessanteste Erfahrung war für mich die sogenannte Donnerstag Demo. Jeden Donnerstag trafen sich Leute am Ballhausplatz, dem Sitz des Bundeskanzleramtes und zogen entlang unterschiedlicher Routen durch die Stadt. Das war für mich etwas völlig Neues in Österreich. Ich hatte kurzzeitig das Gefühl, dass in diesem Land tatsächlich eine Regierung gestürzt werden kann, wenn die Leute sich auf der Straße organisieren. Und es gab auch parallel dazu ein Bündnis wie Gettoattack, ein Zusammenschluss von Künstlerinnen, Kulturschaffenden und Aktivistinnen, die Aktionen gegen die Koalitionsregierung starteten, an welchen wir beide ja auch beteiligt waren.

Vielleicht kommen wir nun zu dieser Verbindung zwischen dem Kunstbetrieb, den Kunstinstitutionen mit den unterschiedlichen Formen von Aktivismus, sowie sozialen Kämpfen. Wie kann so eine Verbindung konkret aussehen. Wie kann Kunst und Aktivismus im Ausstellungszusammenhang miteinander produktiv verbunden werden? Wir können auch konkret auf die Kirchenbesetzung durch Flüchtlinge in Wien und eine dazu abgehaltene Akademie-Veranstaltung zu  sprechen kommen. Du hast dich darauf in deinem Text Taking time together[1] bezogen.

Sternfeld: Also, wie kann diese Verbindung aussehen. Ich glaub es gibt nicht eine allgemeine Antwort darauf, sondern nur viele konkrete Antworten. Wir beide haben ja gemeinsam viele solche „Antworten“ erlebt. Ich glaube Repräsentationskritik ist ein wesentlicher Bestandteil von Aktivismus, der an Institutionen herangetragen wird. Im Fall der ethnographischen Museen zum Beispiel wären das Rückgabeforderungen, aber auch Forderungen von Umbenennungen von Straßen und Plätzen im öffentlichen Raum. Da finde ich es selbstverständlich, dass das was herangetragen wird, ernst genommen und auch in Kooperation umgesetzt wird. Das wäre eine erste und sehr einfache Kooperation zwischen Institutionen und Aktivismus. Zu hören, was es da an Forderungen an Institutionen gibt und zu entscheiden, was davon sinnvoll erscheint. Zweitens, gibt es das, was sich aus sich heraus ergibt. Aufgrund der Zusammenarbeit von Leuten, von denen ja viele beides sind, AktivistInnen und Personen, die institutionell verankert sind. Dazu zählen ja auch wir beide. Ich wünsche ich mir, dass es mir gelingt durch ernsthafte Arbeit an Fragen, die mich beschäftigen, einen Kontext herzustellen, indem Forderungen formuliert werden, auftauchen, oder an mich herangetragen werden. Oder eben, wenn es nicht Forderungen sind, dass Momente der Politisierung entstehen, Aspekte der Organisation, für die ich nützlich sein kann. Ich bin in einen bestimmten Kontext an diese Universität in Helsinki gekommen, wo ich nichts neu erfinden muss, weil es hier ja schon Dinge gibt, und diese Dinge sich mit mir verbinden. Lokale Aktivismen verbinden sich ohne mein Zutun mit meinen Fragen. Durch dieses Aufeinandertreffen von meiner bisherigen Arbeit mit dem was hier passiert, wird eine Struktur ausverhandelt. Welche Rolle kann eine Institution, ein Kontext, eine Universität, ein kleiner Raum, eine Biennale, oder was auch immer in spezifischen lokalen Kämpfen, aber auch in globalen transnationalen Kämpfen spielen? Das interessiert mich. Das glaube ich, ist die Aufgabe von einer Kuratorin, die sich an der Schnittstelle zwischen konkreten Aktivismen und künstlerischen, sowie institutionellen Fragen versteht. Das erhoffe ich mir auch in Bergen, wo ich als Kuratorin arbeiten werde. Dort möchte ich ein Kaffeehaus machen, wo ich hoffe, dass wir immer mehr werden, 15 Leute sollen dann am Ende mit mir dort arbeiten. Und dass ich Leute treffen werde, die sich dort auch als Aktivistinnen oder eben auch als organische Intellektuelle, oder als Vermittlerinnen verstehen. Und dass die selber auch Fragen haben. Dass diese lokalen Fragen, das was eben wichtig ist, sich aushandeln lässt.

Krenn: Man könnte in diesem Sinne politische Kunst oder politisches Kuratieren zwischen Dissens und Zusammenarbeit ansiedeln. Einerseits handelt es sich um Ungehorsam gegenüber bestehenden Machtverhältnissen, andererseits und eng damit verbunden geht es um das gemeinsame Erarbeiten konkreter Inhalte, Strategien und Ziele. Dabei können spezifische ästhetische Erfahrungsräume entstehen. (Um diese theoretisch erfassen zu können, böte sich beispielsweise das Konzept der „Dialogical Aesthetics“ von Grant Kester an.) Problematisch ist es, wenn Dissens und künstlerische Autonomie gegen Zusammenarbeit und partizipatorisches Arbeiten ausgespielt wird. So als ob sich der/die KünstlerIn für das eine oder das andere entscheiden müsste. Es ist möglich eine künstlerische Autonomie zu wahren und trotzdem mit Leuten mit nicht-künstlerischen Hintergründen zusammen zu arbeiten. Es gibt genug Beispiele dazu in der partizipatorischen, kooperativen und sozial engagierten Kunst der letzten Jahrzehnte. Man denke nur an das Hamburger Projekt Park Fiction. Die spezifischen Methoden, das Vokabular, und die Strategien konnten nur aus einem künstlerischen Autonomieverständnis heraus entwickelt werden. Ich denke auch, dass eine Trennung von Kunst und Politik in zwei völlig voneinander unabhängige Bereiche unmöglich ist. Dies ginge nur, wenn es einen politikfreien Raum gäbe, in welchem reine Kunst stattfinden könnte. Sergej Tretjakows Buch Feldherren aus den 1930er Jahren ist vielleicht eines der ersten Werke, dass sehr deutlich sowohl konkret als auch theoretisch darlegt, welche Möglichkeiten sich für einen Künstler ergeben, wenn er sich an einen Ort begibt, ohne vorgefasste Vorstellungen mitzubringen. Also erst einmal zu schauen, was da eigentlich passieren kann. Tretjakow fragte sich: Wie funktioniert die Kollektivierung der Landwirtschaft, wie kann ich mich als Schriftsteller politisch einklinken, mit meinen Möglichkeiten mit meinem Wissen mit meinen Fähigkeiten. Das hieß dann in den 1930er Jahren bei Tretjakow etwa eine Wandzeitung zu machen. Gleichzeitig musste er aber etwas über die Landwirtschaft vor Ort lernen. Über die Bekämpfung der Heuschreckenplagen und mit der Bürokratie in Moskau. Tretjakow schreibt deshalb in seinem Buch, dass es nicht genügt, als Schriftsteller einfach nur die Verhältnisse vor Ort zu beschreiben, sondern dass man sich auf die Verhältnisse einlassen müsse. Walter Benjamin schreibt mit Bezug auf Tretjakow, dass es bei politischer Kunst darum gehe, sich in die Produktionsverhältnisse zu involvieren. Es gibt da eine Szene in Tretjakows Buch, welche ich auch für den Film Feld-Herren Revisited aufgegriffen habe, in welcher der Agrarkommissar zu Tretjakow, den er für einen Ausflügler hält, sagt, „Genosse, die Ausflügler sind eine Plage für die Kommune. […] Die Befriedigung der Wünsche der Ausflügler ist doch auch eine zeitraubende Arbeit. Man kommt ja in die Kommune gefahren wie auf eine Ausstellung.“ Tretjakow entgegnet, dass er sich nützlich machen möchte, der Agrarkommissar sieht ihn ungläubig an, offenbar war ihm bisher so eine Einstellung bei einem Künstler/Schriftsteller noch nicht untergekommen.

Ich finde dieses Phänomen lässt sich auf heute übertragen. Es ist doch immer noch so, dass viele Leute Kunst als eine nutzlose Angelegenheit, bestenfalls als Freizeitbeschäftigung ansehen. Ich merke das, wenn ich im öffentlichen Raum arbeite und mit Leuten auf der Straße diskutiere. Nach wie vor ist die Meinung weit verbreitet, dass Kunst nichts mit Politik oder sozialem Engagement zu tun haben soll.

Was bedeutet es für die Kunst, wenn KünstlerInnen sich in gesellschaftliche Prozesse involvieren? Was passiert, wenn man woanders ist und aus dem „vertrauten Kunstfeld“ herauszutritt? Welche spezifischen Möglichkeiten ergeben sich, wenn man mit einer Gruppe arbeitet? Welche Abhängigkeiten entstehen durch eine Zusammenarbeit? Wie lässt sich die künstlerische Autonomie aufrechterhalten? Ein Begriff, der mir in diesem Zusammenhang immer wichtiger wird, ist jener der Solidarität. Vielleicht können wir uns damit auseinandersetzen. Was bedeutet für dich Solidarität?

Sternfeld: Ich möchte mich hier auf Oliver Machart beziehen, der dazu gearbeitet hat, und dabei klargemacht hat, dass es eine identitäre Perspektive auf diesen Begriff gibt, also Solidarität unter einem politischen Subjekt, das sich als solches versteht: ProletarierIn, MigrantIn … und eine Solidarität, die er als „Selbstentfremdung“ bezeichnet und als Verrat an der eigenen Identität, oder an der eigenen Klasse, versteht. Und diese Form der Solidarität finde ich besonders interessant. Also die Kraft dieses Begriffs der Solidarität besteht darin, Zugehörigkeiten zu durchkreuzen. Das ist es, was mich daran interessiert. Wissend, dass sehr viele Gefahren damit verbunden sind, die wichtigste und auch am meisten angesprochene Gefahr, ist jene des Paternalismus. Wenn ich z.B. als Professorin für andere sprechen würde. Zwar kann meine Autorinnenschaft von anderen genützt werden, aber dennoch überschreibt sie gleichzeitig andere minoritäre Positionen. Mit ihr schwingt eine Komponente von Ausbeutung von symbolischem Kapital, von Schicksalen, von Kämpfen usw… Das ist aus meiner Sicht die größte Gefahr, die damit verbunden ist. Das andere ist für mich auch die Notwendigkeit darüber zu reden, wie anstrengend und schwierig es ist diese Überschreibung zu verhindern und wieso es so selten vorkommt, dass obwohl auch dann, wenn es zahlreiche kollaborative Projekte in einer Gruppenkonstellationen gibt, am Ende die Gruppenkonstellation selbst die gleiche bleibt. Wieso bleiben meistens die weißen Gruppen, die sich für schwarze Rechte einsetzen, am Ende doch noch weiß? Wie zum Beispiel Trafo K., oder andere Gruppen im Migrationsbereich. Wieso ist das so? Und was hat das mit den bestehenden Machtverhältnissen zu tun? Es gibt viele offizielle Kontexte, in denen wir Veränderungen einfordern, wo das teilweise scheitert und teilweise gelingt. Das wir, das es fordert, ist ein solidarisches wir. Ich stelle mir die Frage inwieweit kann ich überhaupt grundsätzliche anti-diskriminitatorische Änderungen und Gleichbehandlungen in einer Institution fordern, wenn es innerhalb meiner Kolleginnenschaft nicht gelingt, die Menschen für welche wir uns einsetzen, im Basisteam zu integrieren. Das scheint eine zweite Gefahr zu sein. Und die liegt dann auch darin, dass ich gelernt habe, auf jeden Fall nicht mehr für andere zu sprechen. Damit kann ich mich aber auch ganz gut raus ziehen. Ich bleibe solidarisch, ziehe mich aber wieder raus aus einer Kampagne und widme mich anderen Dingen. Ich kann dadurch wieder besser meiner Karriere folgen, weil ich ja nicht permanent durch Rassismus aufgehalten werde, wie meine Kolleginnen. Das sind halt zwei Fragen, die ich mir stelle: Inwiefern profitiere ich erstens davon und zweitens dennoch.

Zurück zur Solidarität. Dieser Begriff ist trotzdem sehr wichtig für mich, nichts anderes ist für mich denkbar. Politik ohne Solidarität ist für mich weder vorstellbar noch interessiert mich eine solche, weil ich erstens nicht wüsste, welche Identität es wäre, für die ich mich jetzt alleine einsetzen möchte und ich mich zweitens nicht nur unter Gleichen sehen möchte. Weil ich mir wirklich zutiefst wünsche, dass ich im Fall von Antisemitismus nicht alleine für mich eintreten muss, aber ich will auch nicht in einer rassistischen Welt leben, die Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Sprache oder ihrem Herkunftsland diskriminiert, auch wenn ich davon nicht betroffen bin. Deshalb kann ich mir Politik nicht anders, als solidarisch vorstellen. Ich würde es noch paternalistischer finden, nicht mit anderen zusammen zu arbeiten, also selber zu glauben zu wissen, wie es richtig ist. Im kulturellen Feld gibt es eine klassische Tendenz zur Reproduktion der Bürgerlichkeit und des Elitären. Und da denke ich mir, wenn ich mich nicht massiv herausfordern lasse durch solidarische Zusammenarbeit, dann würde ich selbst ganz automatisch diese Reproduktion vorantreiben. Entweder ich verstehe meine Praxis solidarisch, oder ich kann sie gleich vergessen. Es gibt noch einen zweiten Grund: Ich glaube, es können diese konkreten Kämpfe weder nur außerhalb der Institutionen noch nur innerhalb der Institutionen stattfinden. Sie finden glaube ich auf eine widersprüchliche Weise und auf Basis ganz vieler verschiedener Faktoren statt. Die konkreten Kämpfe finden in den Institutionen sowohl offen als auch subversiv statt, aber man findet sie auch außerhalb der Institutionen im Protest, im alltäglichen Widerstand usw.. Es sind widersprüchliche und das innen und außen durchkreuzende Aspekte die da zum Tragen kommen. Das kann man nun auch konkret auf die Besetzung der Akademie durch die Refugees übertragen. Die Akteurinnen darin haben nicht so eindeutige Positionen in Bezug auf das Innen und Außen wie es auf den ersten Blick scheint. Sie haben eine Position, die sowohl das Innen als auch das Außen verschiebt und durchkreuzt. Das glaube ich, weil ich beispielsweise innerhalb einer Institution auch immer in gewisser Weise ihre Interessen habe. Deshalb halte ich es für wesentlich, diese Durch-Kreuzung durch Organisation zu leben. Manchmal offener, manchmal auch weniger offen. Mit weniger offen meine ich, dass ich es selber manchmal nicht wissen will, was gerade vor sich geht, weil es mich als Teil der Institution in einen Widerspruch bringt. So gesehen ist Solidarität für mich einerseits eine Grundbedingung und andererseits eine Frage konkreter Strategien.

Krenn: Impliziert der Begriff der Solidarität vielleicht auch die Unmöglichkeit des Aufschubs des politischen Handelns, sobald dieses in einer bestimmten Situation notwendig wird? In dem Sinne, dass Solidarität keine opportunistische Haltung zulässt, man etwa nicht zu sich selbst sagen kann: „Naja, jetzt muss ich im Interesse der Institution handeln und deshalb werde ich mich vorerst von gewissen politischen Situationen fernhalten, oder mich in gewisse Situationen nicht einmischen, obwohl es eigentlich meiner politischen Überzeugung nach notwendig wäre.“

Sternfeld: Das finde ich schön, wie du das beschreibst. Mir geht es auch um eine kritische Auseinandersetzung mit dieser ständigen Rede von “enabling“, das nervt mich. Weil davon ausgegangen wird, dass die Institution etwas hat und jemand anderer es braucht. Das ist aber nicht der Fall. Tatsächlich, wenn wir über diese Frage reden, dann gibt es diese Kämpfe immer schon und die Frage ist, wie Institutionen sich zu ihnen positionieren. Stehe ich solidarisch dazu? Das wäre überhaupt erst mal die Bedingung aus der heraus ich agieren kann, wenn ich mich an dieser Schnittstelle zwischen Institution und Aktivismus verstehe. Also, als organische intellektuelle, fahre ich jetzt nicht dorthin und erkläre den Leuten, wie sie Politik machen sollen, zum Beispiel in eine Kolchose, oder wo auch immer. Sondern ich lerne was Politik überhaupt ist vor dem Hintergrund der bestehenden sozialen Kämpfe. Das heißt nicht, dass ich keine eigene Position habe. Im Gegenteil ich habe eine und will sie so ernsthaft wie möglich vorantreiben. Ich glaube eben auch, dass es am ernsthaften Vorantreiben meiner Position liegt, dass Leute überhaupt zu mir kommen. Mein Wunsch wäre, dass mir jemand aus der Kolchose ein E-Mail schreibt und sagt, dass er sich etwas von mir wünscht, dass er zu mir kommt oder ich ihn besuchen soll. Ich habe eine abwartende Solidarität, weil ich mich dann besser vorbereiten kann. Auf diese Art und Weise bin ich dann mehr herausgefordert, das was ich kann, auch wirklich konkret einzusetzen. Da sind wir vielleicht wieder bei der Möglichkeit. Ich will es noch nicht vorher wissen, wie ich solidarisch sein werde.

Krenn: Ich glaube man kann ja nur solidarisch handeln, wenn man bereit ist, sich auf das Unbekannte einzulassen. Sonst wäre es ein paternalistisches Handeln.

Sternfeld: Das meine ich, glaube ich.

Krenn: Ich glaube aber auf der anderen Seite, dass diese Angst für jemanden zu sprechen, auch ein Problem sein kann. Unter bestimmten Umständen, muss man aus Zeitgründen, oder aus institutionellen Zwängen heraus, kurzfristig für jemanden das Wort ergreifen und für ihn/sie sprechen. Das Schweigen kann schließlich auch Ungerechtigkeit legitimieren.

Denkst du, dass es zum Beispiel als verantwortliche Person in einer Universität richtig wäre, spontan für Flüchtlinge das Wort zu ergreifen, auch wenn diese gerade die Universität besetzen? Das wäre doch ein Zeichen von Solidarität.

Sternfeld: Mich hat jemand gefragt, ob er diesen Ausstellungsraum hier in der Aalto Universität besetzen kann und zwar im Rahmen des Ausstellungsprogramms. Ich habe gesagt: Es gibt zwei Möglichkeiten, du möchtest eine Ausstellung machen, dafür gibt es hier guidelines da kannst du dich dahin wenden, und dann wirst du halt genauso, wie alle anderen, die hier eine Ausstellung machen wollen, behandelt. Oder du möchtest diesen Raum besetzen, dann kannst du mich das aber nicht fragen und ich kann es auch nicht für dich entscheiden. Wenn du den Raum besetzt hast, kann ich mich zwar dazu solidarisch verhalten, aber wenn dir diese Besetzung gelingt, dann bist du the ruler of the space. Das wäre die Bedingung von Solidarität. Niemand kann eine Besetzung erlauben. Es gibt keine erlaubte Besetzung.

Das hätte ich auch im Zusammenhang mit der Akademiebesetzung so verstanden. Da war es inhaltlich ganz klar, warum die Refugees die Aula der Akademie besetzten. Ich stelle mir oft vor, wie ich in so einem Fall handeln würde, sollte ich eine verantwortliche Person für die Akademie sein. Und wenn ich das wäre, fände ich es wichtig, zu wissen wo ich stehe. Im doppelten Sinn des Wortes, also als Verantwortliche und als solidarische Verantwortliche. Es geht nicht darum, in alles einbezogen zu werden bzw. von den BesetzterInnen im Vorfeld ins Plenum eingeladen zu werden. Im Gegenteil, für mich ist das wichtigste beim solidarischen Handeln, dass ich weiß, wo meine Position ist. Aus der heraus kann ich sprechen und agieren. Ich kann deshalb eigentlich in bestimmte Dinge nicht involviert werden, sonst wäre ich unsolidarisch, andererseits kann ich, wenn bestimmte politische Dinge passieren, wenn eine politische Konstellation zu Stande kommt, wo Machtverhältnisse in Frage gestellt werden, mich dennoch dazu positionieren.

Krenn: Deshalb finde ich diesen Begriff der Solidarität so wichtig, da er ein integraler Bestandteil jeglichen politischen Handelns ist. Ab dem Moment, wo man den Begriff der Solidarität ernst nimmt, muss man sich mit dem auseinandersetzen was gerade passiert, auch wenn das unbequem sein kann. Nur so kann man sich mit einer Gruppe solidarisch erklären und politisch handeln. Ich verstehe aber auch deinen Punkt. Du kannst nicht den Ort für den du verantwortlich bist, solidarisch mitbesetzen, weil du ja schon in ihm drinnen sitzt.

Sternfeld: Ich kann ihn nicht besetzen, er kann nur besetzt werden … Ich besetze ihn eben nicht, sonderlich ich bin Teil der Institution, deren Funktion ich inne habe. Ich kann nicht gleichzeitig Institution und die Besetzerin sein.

Krenn: Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Ich glaube er wird oft vernachlässigt. Manche glauben dann, sie wären die besseren Aktivisten, nur weil sie eine Machtposition in einer Institution inne haben.

Sternfeld: Ja, das halte ich leider oft für absolut unsolidarisch.

Krenn: Es geht also darum in einer bestimmten Situation institutionelle Grenzen anzuerkennen, weil sie im Zusammenhang mit einem bestimmten Ereignis unverrückbar sind.
Sternfeld: Oder nur durch das Ereignis verrückt werden können.

Krenn: Solidarisches Handeln würde dann darin bestehen, mit diesen Grenzen zu arbeiten und nicht so zu tun, als gäbe es sie nicht. Konkret auf die Akademie-Situation bezogen, wären du oder ich diejenigen, die den Raum repräsentieren, könnten wir ihn auch nicht mit anderen besetzen. Das ändert aber nichts daran, dass sobald der Raum besetzt ist, man sich dennoch mit den BesetzerInnen solidarisch erklären kann. Aber wie soll das dann funktionieren?

Sternfeld: Ja, also ich würde eher so sagen, im Hinblick auf das Potenzial eines Niederreißens der Grenzen, kann nicht so getan werden, als wären sie schon vorher niedergerissen. Was für mich extrem wichtig ist: Eine Besetzung ist ein politischer Akt, der die Machtverhältnisse durch den Akt der Besetzung außer Kraft setzt. In dem Moment, wo die Aula der Akademie besetzt ist, sind die Verhandlungspartnerinnen der Rektorin die Besetzerinnen der Aula. Ansprechpartnerin ist dann nicht mehr irgendeine Professorin, die sich im Zusammenhang mit der davor stattgefundenen Veranstaltung, für die Aula verantwortlich erklärt hat. Sie hat in einer solchen Situation nichts mehr zu bestimmen, weil eine Besetzung bedeutet, dass sich die BesetzerInnen das Recht über diesen Raum und seinen Regeln aneignen. Was aus dieser Situation heraus passiert das ist einfach offen. Wir befinden uns in diesem Moment in einem Möglichkeits-Raum.

Es gibt eine Grenze zwischen der Institution und den Besetzerinnen, wenn eine Kunstinstitution die Besetzerinnen zum Besetzen einlädt, wird es nie eine richtige Besetzung werden, sondern immer auch ein bisschen eine Ausstellung, welche verhindert, dass die Besetzung ihre volle Macht entfalten kann, solange bis es eventuell zu einer Räumung kommt, welche ja verhindert werden soll.

Krenn: Im Zusammenhang mit der Verhinderung einer polizeilichen Räumung treffen sich die Interessen zwischen den Leuten, die für die Institution verantwortlich sind und den Besetzerinnen. An der Akademie handelte es sich um eine Veranstaltung, zu welcher die Refugees tatsächlich eingeladen wurden…

Sternfeld: Ich finde, das war eine Veranstaltung, die auf eine sehr kluge Weise mit dem Innen und Außen und mit den radikalen Diskursen operiert hat. Das finde ich hervorragend. Auf jeden Fall ist es daraufhin zu einer Besetzung gekommen.

Krenn: Vermutlich handelte es sich um eine Eigendynamik, die bis zu einem gewissen Grad auch als eine logische Konsequenz der Veranstaltung gesehen werden kann.  Solidarisch zu sein, würde bedeuten, das politische Handeln des anderen, also die Besetzung, anzuerkennen.

Sternfeld: Anzuerkennen, ja absolut … Strategisch ist es wohl am besten, zu sagen: Es ist nicht in meiner Macht hier die Inhalte zu bestimmen. Die Inhalte bestimmen die Besetzerinnen. Ich kann nur sagen, ich bin hier verantwortlich für diese Institution und diese Institution ist ein Ort, in dem nicht die Polizei gerufen wird. Was die Inhalte betrifft, habe ich aber hier eine Kollegin von den Besetzerinnen und freue mich sehr auf sie verweisen zu können. Das wäre auch mein Wunsch in Bezug auf die Besetzung hier an der Universität, dass eine damit verbundene Ermächtigung auch tatsächlich stattfinden kann.

 

 

[1] Excerpt from Taking time together by Nora Sternfeld (2014): “Art and Activism are very much thought of together and are much debated at the Academy of Fine Arts Vienna. As an example I would like to draw attention to a political moment in autumn 2013: On 29 October 2013 a discussion with the title “Art, Activism, Academy” was announced, to be held in the main hall of the Academy of Fine Arts, with activists from the Refugee Protest Movement Vienna, as well as teachers and students: “The Academy’s frequent involvement in the ongoing refugee protests is characterized by the active participation of students and teachers since it began in autumn 2012. The initiative Kunst_Kultur: Stop Deportation – a platform for supporters connected with the Academy of Fine Arts – has drawn attention to the situation and the demands of refugees, and shown solidarity through a variety of activities. The active exchange that began at events such as a solidarity picnic in Vienna’s Servite Monastery will continue and be renegotiated in an effort to mobilize the wider public. The current dynamics of the refugees’ resistance require constant networking in order to achieve solidarity between the different struggles.’

– Rex Osa, refugee activist (D). Join the Vienna Refugee Protest Movement! Participate in the discussion on the future of the movement!” After the meeting on October 29, activists from the refugee protest movement in Vienna occupied the Academy. “They forced us to live in a basement. Somehow they want to do the same with the movement. And today they kicked us out of the Kloster [monastery].” the refugees write in a declaration to the Rector of the Academy of Fine Arts, ’Academy employees, professors, students, activists, friends, old and future supporters’. It closes with the following paragraphs: ‘The strategy of the church was to make the protest smaller and smaller. And now? They want to split us up to their pensions and bring us back to the point where we started. But we won’t go back! As the University had already shown strong solidarity we decided to look for support here. And stay here. We need a public place! The protest needs to be seen! We need to bring the protest to the universities. At the same time we want to look for an autonomously run building where we also have rooms for other refugee activists and supporters, which will be the centre of the movement in the future. Dear friends! Support us in resisting these laws! The authorities will not silence us! We want legal status, or they should erase our fingerprints. Those are our demands! We will fight! Only together can we rise. Let’s start organizing again!’ cf. https://linksunten.indymedia.org/en/node/98345. The Rector of the Academy, Eva Blimlinger, immediately declared that she wants the refugees to leave – which they had to do after an ultimatum on November 4. http://refugeecampvienna.noblogs.org/post/2013/11/04/letter-from-the-academy-briefvon-der-akademie